adlerspitze / gross spannort

überschreitung NW-wand / N-grat / SW-flanke


wir denken, eine äusserst attraktive route gefunden zu haben: die lange kletterei durch die imposante W-wand der adlerspitze mit einer abschliessend traversierung zum gross spannort. doch hie und da kommt's anders als erwünscht...


zustieg:

von der spannorthütte (1954m) auf dem weg richtung schlossberglücke bis ~2450m. hier zweigen wegspuren richtung spannortjoch ab (steinmänner, blau-weiss markierte holzstecken). man verfolgt diesen pfad bis unter die mächtige W-wand der adlerspitze. der einstieg befindet sich etwas links des kleineren vorbaus. 1¾h


route:

adlerspitze W-wand:
in zehn seillängen bis ~130m unter den gipfel der adlerspitze (3079m). hier könnte man auf eingerichteter abseilpiste (7 x 50m) wieder zum wandfuss zurückgelangen. doch angesichts der unglaublichen vielzahl von losen steinen auf bändern, griffen und tritten entschieden wir uns für den weiterweg auf die adlerspitze und zum gross spannort - was sich aber als noch deutlich gefährlicher herausstellte.
diese kletterroute empfiehlt sich nur für sehr versierte bruchpiloten. entgegen dem versprechen von "variierendem" felsen führt die tour über mehrheitlich unzuverlässigen fels. zwar hält der überall angerissene, spröde stein besser, als man erwarten würde, doch trotzdem traut man sich nie, die griffe und tritte wirklich zu belasten. mobile sicherungsgeräte kann man eigentlich nur immer in risse legen, die sich hinter abgesprungenen felspartien geöffnet haben. wie gut diese halten würden, steht in den sternen geschrieben. zudem behauptet der erstbegeher, dass hie und da lose steine auf bändern liegen. tatsache ist, dass auf JEDEM griff und JEDEM tritt lose steine liegen, mit entsprechenden auswirkungen auf den seilzweiten. wenn der fels einigermassen schön ist, ist die kletterei grundsätzlich eigentlich immer sehr steil - doch kommt man ans ende der steilen partie, darf man sich regelmässig an herumliegenden losen steinen und brüchigen griffen aus der steilen partie herausziehen. gleich in der zweiten seillänge darf man zudem vom band aus einen extrem brüchigen überhang überwinden, ein sturz würde einem unweigerlich auf dem boden landen lassen - das gleiche gilt für den überhang in der mitte der neunten seillänge. will man diese beiden stellen sturzfrei bewältigen, so kommt man mit den "obligatorischen" IV nicht weit, nur mit sehr kniffligen kletterzügen kann man es verhindern, sich an den losen griffen halten zu müssen. vielleicht dürfte man bei dieser route mal sagen, dass die schwierigkeit nur bei V+ oder VI liegt, aber 6b obligatorisch ist (wenn man die sache heil überleben will)!
erstaunlich auch, wie schlecht beinahe alle vorkommenden normalhaken geschlagen wurden. sie ragen mehrheitlich zu dreivierteln aus der wand heraus und dienen daher nur als wegweiser, keinenfalls als zwischensicherung.
obwohl ich eigentlich abenteurliche routen sehr liebe, rate ich jedenfalls von einer begehung dieser tour ab. als ich vor jahren eine ähnlich brüchige route eröffnete, habe ich beim abseilen alle haken wieder demontiert. dies würde dieser route auch gut anstehen.

weiterweg zum gross spannort:
einfacher abstieg in die scharte südlich der adlerspitze (~T5), dann zu beginn unschwieriger weiterweg bis zu den unglaublich brüchigen doppeltürmen. im "outdoorguide engelberg" wird empfohlen, diese beiden türme zu überklettern und von der spitze der nadel 45m abzuseilen. doch braucht man eine gehörige portion mut, diese fragile, brüchige nadel zu erklettern. sicherungen könnte man nur in abgespaltenen platten legen. und ob die nadel einer abseilerei standhalten würde, ist ebenso fraglich. zudem fragten wir uns, ob die führerautoren wirklich schon mal von dieser nadel abgeseilt haben. (unterdessen haben sie mir telefonisch glaubwürdig versichert, dass sie die tour so wie eingezeichnet tatsächlich EINmal unternommen haben - ob vor oder nach veröffentlichung des topos, sei dahingestellt. da es auch ihnen als eine zu gefährliche sache erschien, haben sie anschliessend einen neuen und sichereren weg recherchiert und in einem aktualisierten topo eingezeichnet. dieses ist in der zweiten auflage des "outdoorguide engelberg" abgebildet. an der fragilen nadel hätten sie tatsächlich einen bohrhaken zum abseilen angebracht. ich entschuldige mich für meine unterstellung - frage mich aber trotzdem, weshalb der autor als kommentar zum ersten topo schreibt: "die überschreitung auf den gross spannort rundet das abenteuer ab".) wir kämpften uns jedenfalls in äusserst brüchigem gestein nur bis in die scharte nach dem ersten turm hoch und seilten von dort mit einer schlinge an einem genügend schweren losen block in die ostflanke ab (das standzeichen auf dem topo ist nur imaginär, aber nun befindet sich eine reepschnurschlinge dort). um diesen block freizulegen, mussten wir geschätzte zwei tonnen gestein in die tiefe donnern lassen. besser würde man die beiden türme gleich ostseitig umgehen, wobei das hinunterkommen auf's band infolge unglaublich rutschfreudiger materie nicht ganz einfach sein dürfte. nach der nadel geht's unschwierig weiter bis an die NE-wand des gross spannort. die eine variante - das queren zum SSW-grat sieht ohne schnee auf dem band nicht gerade verlockend aus, zudem scheint das band nicht durchgehend begehbar zu sein. also wählten wir die kletterroute duch die NE-wand, die im outdoorguide auf einer foto angedeutet ist. bereits der erstbegeher dieser route meinte nach seiner tour im jahre 1928, dass diese route brüchig und unlohnend sei (1928 brauchte es ziemlich viel, bis eine tour als brüchig eingestuft wurde!). jedenfalls benötigte es allen unseren mut, diese sehr steile, teilweise sogar leicht drückende wand mit ausschliesslich losen oder mindestens splittrigen und angerissenen griffen und tritten zu klettern. vermutlich hätte nicht eine einzige zwischensicherung gehalten. nur mit viel glück sind wir kurz vor dem gipfel heil auf die südflanke ausgestiegen. hätte im letzten, leicht überhängenden teil ein griff oder tritt versagt, wäre dies wohl meine letzte bergtour gewesen.

bewertung: E5, S, VI

material: 2x50m-seile, viele schlingen, 3 express, cams #0,4 bis #2

angetroffene verhältnisse am 4.august 2018:
grundsätzlich wäre es ja ein toptag für diese kletterei gewesen: sehr warmes wetter (ganzer morgen schatten in der wand), trockener sommer, etc. erstaunlicherweise war trotzdem ein drittel bis die hälfte der route nass, obwohl nirgends mehr schnee lag. doch der fels hat so unglaublich guten gripp, dass das wasser nicht störte (wohl das einzig wirklich positive an der route). aber die tausenden von losen steinen und die vielen unzuverlässigen griffe und tritte störten umso mehr.

selbstverständlich keine weiteren seilschaften in dieser route


abstieg:

über die normalroute in der südflanke einfach zum spannortjoch (2902m) und über die nordöstlichen reste des spannortgletschers zurück zum weg.



überschreitung adlerspitze - gross spannort
überschreitung adlerspitze - gross spannort: die attraktive adlerspitze von der spannorthütte aus gesehen



überschreitung adlerspitze - gross spannort
überschreitung adlerspitze - gross spannort: der einstieg befindet sich links des kleineren vorbaus



überschreitung adlerspitze - gross spannort
überschreitung adlerspitze - gross spannort: auf jedem griff und tritt liegen lose steine



überschreitung adlerspitze - gross spannort
adlerspitzet: hier mal wenigstens für die linke körperhälfte schöner fels, doch auch hier liegen noch steine rum



überschreitung adlerspitze - gross spannort
überschreitung adlerspitze - gross spannort: ob die camelots in diesen angerissenen platten halten würden?



überschreitung adlerspitze - gross spannort
überschreitung adlerspitze - gross spannort: es gibt mehrere solcher art eingeschlagene schlaghaken (zum abbinden gedacht?)



überschreitung adlerspitze - gross spannort
überschreitung adlerspitze - gross spannort: schutt, soweit das auge reicht



überschreitung adlerspitze - gross spannort
überschreitung adlerspitze - gross spannort: laut erstbegeher "hie und da" lose steine...



überschreitung adlerspitze - gross spannort
überschreitung adlerspitze - gross spannort: der weiterweg, links im bild der heikle doppelturm mit der brüchigen nadel



überschreitung adlerspitze - gross spannort
überschreitung adlerspitze - gross spannort: ja nicht diesem topo aus dem web vertrauen - im gedruckten führer gibt es einen neuen weg



überschreitung adlerspitze - gross spannort
überschreitung adlerspitze - gross spannort: das neue topo - dieser weg ist einigermassen sicher (ausser der 4+ rampe)



überschreitung adlerspitze - gross spannort
überschreitung adlerspitze - gross spannort: eigentlich liegen die steine nur aufeinander. weshalb ist trotzdem alles so steil?



überschreitung adlerspitze - gross spannort
überschreitung adlerspitze - gross spannort: im outdoorguide wurde der weiterweg über diese brüchige nadel angegeben!!!



überschreitung adlerspitze - gross spannort
überschreitung adlerspitze - gross spannort:...und von zuoberst von der nadel würden man abseilen! hält die?



überschreitung adlerspitze - gross spannort
überschreitung adlerspitze - gross spannort: blick zurück zur adlerspitze



überschreitung adlerspitze - gross spannort
überschreitung adlerspitze - gross spannort: auch die schlussrampe gibt es an diesem ort nicht



titlis ostwand
titlis ostwand: da gäbe es ja soviel schönen fels im tal (wie die titlis ostwand), weshalb gehen wir nur an die adlerspitze?


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