silberhorn und jungfrau

rotbrättgrat (nordwestgrat)


nach dem langenen trockenen sommer könnte der rotbrättgrat, der ja für die unangenehmen nassen abwärtsgeschichteten kalkplatten bekannt ist, einigermassen begehbar sein. zudem lockt uns der direkte zustieg zur silberhornhütte über das "chatzewägli". auch sind schon einige jahre verflossen, seit wir das letzte mal auf dem wunderschönen silberhorn standen.


zustieg:

entweder auf dem hüttenweg zur silberhornhütte (2663m) oder über das attraktive, steile "chatzewägli". für dieses verfolgt man von der postautohaltestelle "stechelberg stegmatte" (haltestelle vor den schilthornbahnen) während ~350m die strasse richtung süden bis zu einem gaden, wo ein waldzipfel deutlich in die heuwiese hinaus ragt. rechts dieses waldstückes beginnt das gut sichtbare und hie und da markierte (rote striche, steinmänner) "chatzewägli", das zum biwakplatz "bergbalm" hinaufführt. meistens ist der weg sehr einfach zu begehen (T3-T4), nur etwa 150m weg unterhalb der "bergbalm" sind etwas abschüssig und lästig (T6). ab dem biwakplatz werden die wegspuren undeutlicher oder verlieren sich gar hie und da. so erreicht man - gegen schluss teilweise weglos - den wunderschönen aussichtspunkt "zobenschopf" (2082m). nun vorbei an einer aufgegebenen schäferhütte ostwärts richtung der strählplatten und über diese hinauf zum blauweiss markierten wanderweg zur silberhornhütte. T6 (meist T3 bis T4), 4h


route:

von der silberhornhütte muss der sich oberhalb des schönen rotbrätts verlierende NW-grat über dessen nördliche flanke erstiegen werden. dies ist der lästigste und unübersichtlichste abschnitt der ganzen route. deshalb sollte man erst kurz vor der dämmerung starten. vorerst steigt man über die gleich vis-à-vis der hütte liegenden dachziegelarteig geschichteten kalkplatten unschwierig gegen das erste firnfeld empor (viele steinmänner). nach dem ersten firnfeld geht es eher auf der rechten seite durch eine schwach ausgeprägte rinne empor zu unangenehm brüchig-gschüdrigen felsen. diese leiten an eine steile wand, die durch eine gelblich gefärbte verschneidung erstiegen wird (kette, eisenstangen). gleich anschliessend ein gutes, leicht abfallendes band nach rechts verfolgen bis zu einem grossen steinmann. von hier führt eine schöne rissverschneidung in bestem fels auf den grat. nun ist die routenfindung einfach: immer dem grat entlang, anfänglich in akzeptablem fels, später richtung goldenhorn etwas brüchiger werdend. einzelne steilaufschwünge können in der linken flanke angegangen werden, nur ein aufschwung wird von rechts her erklettert (gut ersichtliche wegspuren). der kurze überhang des berühmten fellenbergflielis (3386m) wird mithilfe eines taus erklommen. das goldenhorn (3641m) selber erstiegen wir von links her (ein fixer link-cam), gemäss SAC-führer könnte man dieses auch von rechts her angehen. ab dem goldenhorn dann in firn zum südlichen gipfel des silberhornes (3707m) und in wenigen metern zum wunderschönen, vom tal aus sichtbaren gipfel (3695m). 3h
für den weiterweg zur jungfrau geht's zurück zu pt.3707, anschliessend klettert man über den schönen gneisgrat zur silberlücke (3638m) ab. auf der anderen seite zunächst entlang des weiteren klettergrates (man kommt an drei abseilstellen der guggiroute-skifahrer vorbei) weiter über das silbergrätli auf den hochfirn und über diesen auf die jungfau. wer noch genügend reserve in den beinen hat, besucht noch die wenig links liegende wengen jungfrau (4089m). dies ist der gipfel der jungfrau, den man vom lauterbrunnental aus sieht. der hauptgipfel kann anschliessend entweder direkt über das nordwestseitige couloir oder auch über den westgrat erstiegen werden. 2½h.
total: 5½h bei guten bedingungen, sonst 2-3h mehr

bewertung: E5, S, IV, 45°

material: 30m-seil, ev. mittlere cams, ev. mittlere keile (allerdings kann in den heiklen partien kaum gesichert werden)

angetroffene verhältnisse am 16.august 2018:
das hauptproblem am rotbrättgrat sind die verhältnisse auf den abwärtsgeschichteten kalkplatten, die zu beginn nordseitig zum grat hochführen. diese sind vermutlich selten trocken und weisen daher frühmorgens eine unangenehme wassereisglasur auf. nur schon bei nässe sind die platten sehr heimtückisch, mit wassereis aber kaum begehbar. wir hatten das glück, dass nach der langen trockenperiode dieses jahr einigermassen wenig wasser über die platten lief und daher beinahe durchgehend trockene flecken zu finden waren. ein paar wenige wassereisstellen konnten wir dank akzeptablen griffen ohne steigeisen überqueren. die gschüdrigen stellen oberhalb des ersten firnfeldes wiesen immer wieder gehpassagen in steilem, feinen kies auf, das infolge des darin eingepackten gefrorenen wassers sehr unangenehm zu begehen war. hie und da mussten wir mit dem pickel tritte kratzen. ab der rampe aber herrschten perfekte, mehrheitlich trockene bedingungen. so konnten wir die ganze tour bis auf den hochfirn seilfrei begehen (der zustieg zum grat kann so oder so kaum abgesichert werden - die einzige option wäre das gehen am kurzen seil). auch mussten wir die steigeisen erst vor dem goldenhorn montieren. diese vermutlich äusserst optimalen verhältnisse liessen uns die tour in relativ kurzer zeit begehen, bei anspruchsvolleren bedingungen kann die ganze sache gut und gern zwei bis drei stunden mehr in anspruch nehmen.
das NW-couloir der jungfrau weist guten trittfirn auf und ist nun gespurt.
der abstieg von der jungfrau hat schon einige blankeisstellen, nur ungenügend mit neuschnee bedeckt. hier ist also vor allem im bereich des rottalsattels vorsicht geboten. hingegen ist der steile direktabstieg zum jungfraufirn in hervorragendem zustand, allerdings muss einmal eine gut meterbreite spalte übersprungen werden.

keine weiteren seilschaften in dieser route


abstieg:

über den normalweg via rottalsattel (3885m) auf den jungfraufirn und über diesen zur bahn auf dem jungfraujoch (3471m). bei guten verhältnissen kann vom rottalsattel aus steil direkt richtung NW abgestiegen werden.



chatzewägli
rotbrättgrat (jungfrau NW-grat): immer wieder rote markierungen und steinmänner am chatzewägli



zobenschopf
rotbrättgrat (jungfrau NW-grat): auf dem "zobenschopf" angekommen, von links nach rechts: grosshorn, breithorn und tschingelhorn



mönchsbüffel
rotbrättgrat (jungfrau NW-grat): in der mitte sieht man den weg richtung mönchsbüffel



edelweiss
rotbrättgrat (jungfrau NW-grat): alle wiesen voller edelweiss



biwak zobenschopf
rotbrättgrat (jungfrau NW-grat): eine aufgegebene schäferhütte dient oberhalb des zobenschopfs als biwakplatz



silberhornhütte
rotbrättgrat (jungfrau NW-grat): die fantastisch gelegene silberhornhütte



rotbrättgrat (jungfrau NW-grat)
rotbrättgrat (jungfrau NW-grat): sind die abwärstgeschichteten kalkplatten wohl genügend trocken? blick von der silberhornhütte aus



rotbrättgrat (jungfrau NW-grat)
rotbrättgrat (jungfrau NW-grat): der rotbrättgrat rechts am horizont, links oben das schöne silberhorn



fellenbergflieli
rotbrättgrat (jungfrau NW-grat): das dicke hanfseil am fellenbergflieli, hinten die beiden gipfel des silberhorns



silberhorn
rotbrättgrat (jungfrau NW-grat): blick vom südlichen zum nördlichen, 10m tieferen silberhorngipfel



silberlücke, silbergrätli
rotbrättgrat (jungfrau NW-grat): der weiterweg zur silberlücke und zum silbergrätli, das aus schönem gneis besteht



guggiroute
rotbrättgrat (jungfrau NW-grat): tiefblick zur guggiroute



hochfirn
rotbrättgrat (jungfrau NW-grat): auf dem hochfirn angekommen



hochfirn
rotbrättgrat (jungfrau NW-grat): blick vom hochfirn zum mittelland



rotbrättgrat (jungfrau NW-grat)
rotbrättgrat (jungfrau NW-grat): das couloir auf der NW-seite der jungfrau



gletscherhorn nordwand
rotbrättgrat (jungfrau NW-grat): so trostlos sieht die nordwand des gletscherhornes im jahre 2018 aus!


 letzter bericht              nächster bericht

 

bergtouren chronologisch
bergtouren  alphabethisch
bergtouren  nach regionen

raritäten chronologisch
raritäten nach regionen

nordwände chronologisch
nordwände  nach regionen

klettertouren chronologisch
klettertouren nach regionen

top-10-touren
beste nach regionen
alle 4000er der alpen
weitere häufig besuchte berge

erstbegehungen

kontakt: info_ÄT_holzding.ch

möbelschreinerei