pizzi gemelli (N-gipfel)
gemelli-kante via "bügeleisen" (NNW-grat)
19.06.25
die meisten bergsteiger, die das "bügeleisen" erklettert haben, überlegen sich wohl, wie der weiterweg auf die pizzi gemelli aussehen würde. da es sich um eine offensichtliche und zudem wunderschöne linie handelt, gehen wir sie erkunden.
zustieg:
zur seit dem bergsturz vom 23.august 2017 von der umwelt abgeschnittenen capanna di sciora (2117m) führt neuerdings ein spektakulärer hüttenweg (eröffnung 28.juni 2025), der insgesamt vier hängebrücken aufweist. auch hier besteht wohl wie bei anderen hütten die gefahr, dass bergsteiger infolge grossem andrang von wanderern kaum mehr kurzfristig platz finden werden. (T3)
frühmorgens geht's dann auf dem ehemaligen "viäl"-weg wenig ansteigend zur grosssen flachen geröllmulde unterhalb des vadrec da la bondasca. hier anfangs saison über schnee auf das breite band unterhalb des bügeleisens. der einstieg befindet sich auf diesem ganz rechts. (WS, 1¼h)
route:
nun folgt man der klassischen "bügeleisen"-route. der weg ist aufgrund vieler bohrhaken nicht zu verfehlen, mehr oder weniger führt die linie alles der kante entlang. infolge der moderaten schwierigkeiten können geübte seilschaften alles am gestreckten seil klettern. (V-, meistens leichter, 1½h)
circa 40m vor dem abschluss-gendarm befindet sich der letzte muniring-stand. ab hier werden die begehungsspuren seltener. der gendarm wird zunächst links der kante in ziemlich heikler kletterei (~VI) erklettert. sobald man zurück an der kante ist, wird es wieder einfacher. auch das abklettern vom gendarm erweist sich als leicht. (¾h)
hier wechselten wir zurück auf bergschuhe, die wir bis zur schlüssellänge unterhalb des gipfels anbehalten konnten.
nun in schöner kletterei an den ersten aufschwung, der von links her angegangen wird. zurück zum grat und weiter über felsen, zwischendurch auch firngrate an den zweiten aufschwung. wiederum von links her zurück an den grat, dann nochmals von links her über eine kurze senkrechte stelle auf eine platte, die mit reibungskletterei erklettert wird (falls die ganze platte noch schneebedeckt sein sollte, wohl beinahe unmöglich). wir fanden glückllicherweise am rechten rand genügend trockenen fels. zurück am grat erreicht man bald eine kleine nische. links davon in einer kaminartigen verschneidung bis auf höhe des abgespaltenen turmes hinaufspreizen. nun gilt es, in anspruchsvoller kletterei die linke begrenzungswand zu erklettern (3 schlaghaken, wobei der erste sicherlich nicht hält). wieder zum grat zurück, der sich schnell zurücklegt. so erreicht man den gipfelaufschwung, der mit der schlüssellänge der tour aufwartet: per spreizschritt an den steilen riss, der zunächst mit 2 p.a., dann in schwieriger kletterei erklettert wird. (VI / A0, etliche schlaghaken). in einer letzten länge zum gipfel. (4¼h)
material: 50m-seil (zum abseilen über den westgrat doppelt), schlingen, 8 express, cams #0,3 bis #2, mittlere keile, steigeisen und pickel
angetroffene verhältnisse am 19.juni 2025:
perfekte verhältnisse. nur beim übergang von den noch schneebedeckten flächeren passagen zum fels störten jeweils die nassen gummisohlen. dafür trafen wir auf praktisch keine brüchigen passagen (die in den führern erwähnt werden), möglicherweise lagen diese felsen alle noch unter dem schnee?
keine weiteren seilschaften im ganzen sciora-gebiet
abstieg:
geplant haten wir eigentlich die weitere überschreitung zum südgipfel mit anschliessendem abstieg über den SE-grat zum falso passo di bondo. doch einerseits hatte uns das unglaublich warme wetter schon ziemlich ausgetrocknet (im T-shirt von den frühen morgenstunden an), andererseits lockte ein durchgehendes schneefeld zwischen punta angela und torrione porro. daher wählten wir diese bequeme variante und seilten über den W-grat zum erwähnten schneefeld ab: einmal 25m nach westen, dann 2 mal 45m nach süden. per hosenbodenexpress zum höhenweg im valle porcellizzo und auf diesem zum rifugio gianetti (2534m), wo man vom äusserst symphatischen und gastfreundlichen giacomo fiorelli empfangen wird. praktischerweise hatte die hütte am heutigen tag saisonbeginn!

gemelli-kante: ganz links im bild die schöne linie der gemelli-kante, rechts pizzo cengalo und badile

gemelli-kante: links die wunderbare sciora-gruppe

gemelli-kante: die gemelli-kante (NNW-grat) sowie der pizzo cengalo von der hütte aus

gemelli-kante: am einstieg zum "bügeleisen"

gemelli-kante: am letzten stand des bügeleisens, hinten das trümmerfeld des bergsturzes

gemelli-kante: die schwierige länge am gendarm

gemelli-kante: beim abklettern vom gendarm kommen wir zum ersten mal an die sonne

gemelli-kante: wie meistens im bergell: fantastischer granit

gemelli-kante: der erste aufschwung wird von links her angegangen

gemelli-kante: ein kurzer firngrat führt zum zweiten aufschwung

gemelli-kante: blick zum benachbarten pizzo cengalo

gemelli-kante: hier geht's nach rechts durch zur schlüssellänge an der gipfelnadel

gemelli-kante: ein feiner riss stellt die schlüssellänge dar, kletterfinken sind hier von vorteil

gemelli-kante: welch fantastische szenerie im rifugio gianetti!
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