sperone vincent

pilastro vincent SE-sporn

18.08.25

 

im SAC-führer steht: "ausgezeichneter fels", "schönste felskletterei der valsesia-seite des monte rosa", "sehr schöne abwechslungsreiche kletterei" - daher ist dieser äusserst abseits gelegene pfeiler schon seit langem ein traumziel für mich, welcher aber aufgrund des unvorstellbar strengen zustiegs noch nie wirklichkeit wurde.


zustieg:

vom parkplatz "wold" (1254m) nördlich von alagna valsesia auf geteerter strasse nach sant'antonio (1391m), wo der wanderweg richtung rifugio pastore (1603m) abzweigt (im sommer würde hier ab 8 uhr auch ein shuttlebus verkehren - was aber angesichts des strengen südseitig ausgerichteten aufstieges viel zu spät wäre). am rifugio pastore vorbei und leicht absteigend zur brücke über die eindrückliche sesia-schlucht. weiter via alpe blatte richtung rifugio barba-ferrero (2247m). man steigt aber nicht ganz bis zu diesem hoch (ausser man möchte dort eine leckere polenta essen gehen), sondern peilt die markante moräne zwischen den gletschern piode und sesia an. wo der weg nach rechts abgeht, führte früher linkerhand ein einfacher holzsteg über die wilde sesia. doch dieser wurde vermutlich von den letztjährigen unwettern weggerissen. da die sesia an dieser stelle unmöglich zu passieren ist, folgten wir dem nach rechts führenden weg noch etwa zwei oder drei kehren und querten weiter oben via schrofen zur sesia zurück. bei einem grossen boulderblock trennen zwei kleine grasinseln den fluss, sodass wir dort einen einigermassen sicheren übergang fanden. nun alles die steile moräne hoch. ende dieser moräne, wo der weg früher nach links zu der offensichtlichen felsrampe abzweigte, bleibt man aufgrund der unpassierbarkeit des couloirs (murgang) weiter auf der sich im geröll verlierenden moräne (gut markiert). sobald man bei der blechtafel-markierung angekommen ist, geht es horizontal nach links zum grossen steinmann, wo man wieder auf den alten weg stösst. nun auf einem offensichtlichen bändersystem (markierungen, unzuverlässige fixseile) durch die felsen hoch, bis man ganz unvermittelt vor dem biwak (3260m) steht. die einzige wasserquelle ist im rinnsal östlich des bivacco zu finden (zunächt etwas absteigen richtung grosses schneefeld, dann wieder ganz zu den felsen hoch). das bivacco fratelli gugliermina ist gut unterhalten und bietet sogar gaskocher an! etwas gewöhnungsbedürftig ist allerdings das spezielle parfum im schlafzimmer. (T4, 6h)


route:

der SAC-führer empfiehlt dringend, den weg zum ghiacciaio delle piode am vorabend zu erkunden. zwar ist dieser aufstieg sehr gut mit steinmännern markiert, führt aber doch über ein paar kletterstellen (II-III). also machten wir uns nach einer kurzen siesta nochmals auf die beine und rekognoszierten diesen weg bis knapp unterhalb des gletschers, den man auf ~3630m betritt. so kommen am ersten tag doch deutlich über 2300 höhenmeter zusammen!
anderntags steigt man dann im dunkeln über diese nun bekannte strecke hoch und betritt den ghiacciaio delle piode auf einem angenehmen gletscherplateau. während des aufstieges durch die felsen meint man ständig, man gelange viel zu hoch auf den gletscher und müsse daher sehr viel gegensteigung zum einstieg des sperone in kauf nehmen. dies täuscht aber gewaltig, man verliert hier schliesslich auf einem ziemlich unproblematischen gletscher (achtung vor längsspalten in laufrichtung!) nur etwa 50hm. da unterdessen langsam die dämmerung einsetzt, erkennt man bald die offensichtliche einstiegsrampe (die früher gemäss beschrieb schneebedeckt war). die aufgetürmten eis- und schneeresten am bergschrund liessen uns zunächst zweifeln, ob wir überhaupt einen weg an den fels finden würden. doch ein durchschlupf im steilen eis liess uns elegant auf die rampe gelangen. (1¼h)
hier beginnt die kletterei: man verfolgt zunächst das etwas sandige band und erklettert anschliessend das offensichtlich couloir (1 fixfriend). dort wo das couloir unpassierbar wird, geht es nach links auf die kante (1 hk). man verfolgt diese in schönem fels und gelangt so bald zu der stelle, wo die tolle verschneidung zur "E-schneide"-route abzweigt. hier noch etwas weiter hoch zu einem flachen geröllplatz, wo man nach rechts zum traumhaften und äusserst kletterfreundlichen roten gneis wechselt. eine gute seillänge in einem verschneidungssystem rechtshaltend hoch (1 bohrhaken), anschliessend wiederum etwas mehr als eine seillänge den offensichtlichen strukturen nach links entlang, um zum schluss über etwa anderthalb seillängen nochmals leicht nach rechts zu klettern. so erreicht man den grat. unerklärlicherweise findet man zum schluss zwei oder drei perfekte inox-abseilstände! nun verfolgt man logischerweise den grat bis zum gipfel, wobei ganz am schluss nochmals eine steile, aber kletterfreundliche wand bezwungen werden darf. (3¾h)
auf dem gipfel darf man dann die vielen seilschaften bewundern, die die nordflanke der vincentpiramid hochstapfen. wir selber mussten uns nach einer ausgiebigen gipfelrast nach rechts die steile firnflanke hocharbeiten, anschliesend liessen wir es uns nicht nehmen, via colle vincent (4087m) auch noch zur piramide vincent hochzusteigen (4215m). (½h)

bewertung: E5, SS-, V+, 50°

material: 40m-seil, schlingen, 2 express, cams #0,3 bis #2, mittlere keile, steigeisen und pickel

angetroffene verhältnisse am 18.august 2025:
perfekte verhältnisse, die ganze kletterei schneefrei, der gletscher noch mit perfektem firn bedeckt. allerdings lag im süden den ganzen tag ein hochnebeldeckel mit obergrenze über 3500m. dies erschwerte uns die wegfindung über die felsbastion unterhalb des gletschers ein wenig.

keine weiteren seilschaften im ganzen piode-kessel


abstieg:

man steigt auf der gut ausgetrampelten spaghetti-tour-autobahn auf dem lysgletscher via rifugio gianetti (3647m) und rifugio città di mantova (3498m) zur desolaten seilbahnstation auf dem endrespétz (~3275m) ab. bequem, aber ziemlich zeitintensiv mit den drei bahnen zurück nach alagna valsesia.



cresta signal, punta gnifetti, signalkuppe
sperone vincent SE-sporn: das wahrzeichen oberhalb alagna: rechterhand die cresta signal an der punta gnifetti (signalkuppe)



cresta del soldato, giordanispétz
sperone vincent SE-sporn: vor 14 jahren kletterten wir diese ostwand hoch zur cresta del soldato



wasserfall, alpe vigne
sperone vincent SE-sporn: wunderbare wasserfälle im aufstieg zur alpe vigne



alpe fondecco, fun d'ekku
sperone vincent SE-sporn: dieser weg auf der anderen talseite führte uns damals via alpe fondecco (fun d'ekku) zum biwakplatz



rifugio barba-ferrero, alpe vigne
sperone vincent SE-sporn: das rifugio barba-ferrero auf der alpe vigne lassen wir diesmal rechts liegen



sesia
sperone vincent SE-sporn: etwas oberhalb des ehemaligen steges lässt sich die sesia bei einem grossen block überqueren



sperone vincent, pilastro vincent, canale vincent
sperone vincent SE-sporn: zum ersten mal erblicken wir den sperone (oder pilastro), rechts neben dem canale vincent



sperone vincent SE-sporn
sperone vincent SE-sporn: rot der ehemalige, grün der aktuelle weg oberhalb der moräne



steinmänner
sperone vincent SE-sporn: gut mit steinmännern markiert



sperone vincent SE-sporn
sperone vincent SE-sporn: auf dem rampensystem richtung bivacco (achtung: unzuverlässige fixseile!)



bivacco fratelli gugliermina
sperone vincent SE-sporn: wenn man das bivacco gugliermina zum ersten mal erblickt, hat man es auch gleich erreicht



bivacco fratelli gugliermina
sperone vincent SE-sporn: wie in allen italiener-biwaks: die preisliste ist topaktuell



sperone vincent SE-sporn
sperone vincent SE-sporn: unsere vermutung, dass man auch von diesem bivacco aus an die cresta di soldato gelangen könne, entpuppt sich als fehleinschätzung



sperone vincent SE-sporn
sperone vincent SE-sporn: bis etwa auf diese höhe sollte man den weiterweg am vorabend auskundschaften



magische stunde
sperone vincent SE-sporn: die magische stunde am anderen morgen



sperone vincent SE-sporn
sperone vincent SE-sporn: ein praktisches gletscherplateau führt zum sperone



eisgebilde
sperone vincent SE-sporn: ob wir wohl einen zugang zur rampe durch diese eisgebilde finden werden?



sperone vincent SE-sporn
sperone vincent SE-sporn: glücklicherweise können wir durch ein loch im eis zum fels wechseln



sérac, morgenlicht
sperone vincent SE-sporn: sérac im morgenlicht



sperone vincent SE-sporn
sperone vincent SE-sporn: das angenehme gletscherplateau von oben gesehen



sperone vincent SE-sporn
sperone vincent SE-sporn: die route "E-schneide" zweigt hier in diese tolle verschneidung ab



sperone vincent SE-sporn
sperone vincent SE-sporn: auch bei uns: nach der kante hauptsächlich verschneidungskletterei



sperone vincent SE-sporn
sperone vincent SE-sporn: zur linken der canale vincent, der zum colle vincent führt



hochnebeldecke
sperone vincent SE-sporn: den ganzen tag über liegt der süden unter einer hohen hochnebeldecke



sperone vincent SE-sporn, ghiacciaio del lys
sperone vincent SE-sporn: vom gipfel des sperone geht es ein paar steile meter zum ghiacciaio del lys hoch hoch



colle vincent, piramide vincent
sperone vincent SE-sporn: die piramide vincent (4215m) und der colle vincent (4087m)



vincentpiramid, sperone vincent
sperone vincent SE-sporn: blick von der vincentpiramid zum schönen sperone vincent


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